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NEWS / 7. April 2021

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Can’t keep a good girl down!

Can’t keep a good girl down

Hätte mir jemand zu Jahresanfang  gesagt, dass ich ab März diesen Jahres fast keinen einzigen Auftritt mehr haben werde, hätte ich ihm meinen prall gefüllten Terminkalender hingehalten und ihn vom Gegenteil überzeugt.

Wer hätte gedacht, dass ein kleines gemeines Virus, das sich rasend schnell aus China über den gesamten Planeten ausbreitet, unsere Welt so aus den gewohnten Fugen reissen könnte.

Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich von einem Ereignis zu einem Lockdown genötigt wurde und meine Lebensausrichtung komplett neu überdenken mußte. Bereits in einer frühen Phase meines Lebens, als junge Mutter mit damals noch 2 Kindern,  zwang mich eine Autoimmun-Erkrankung in den Rollstuhl und damit aus meiner Lebensplanung. Alles habe ich in dieser Krise in Frage gestellt. Alle Überzeugungen, alle Glaubenssätze galten nicht mehr. Gefühlt war das ein totaler Reset. Die Quintessenz dieser erzwungenen Neuausrichtung war allerdings aus späterer Sicht ein Glücksfall. Musik und Gesang nicht nur als Hobby auszuüben, sondern damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen, wurde mein neuer Lebensinhalt. Diesen Weg bin ich dann auch 25 Jahre erfolgreich gegangen. Für unzählige namhafte Veranstaltungen,  Feiern, Events und Konzerte wurde ich als Sängerin gebucht und darüberhinaus konnte ich meine eigene Musik entwickeln. 

…locked down!

Ja, wurde und konnte! Denn heute stehe ich erneut vor der Tatsache, dass ein von außen aufgezwungener Stop mein seitheriges Leben zum Stillstand bringt. Es fühlt sich an, als würde ein Schlagbaum mit der Aufschrift „Stop! Corona!“ plötzlich vor mir heruntergelassen. Nichts geht mehr! Diesmal beinhaltet der Lockdown, dass ich mit der Musik nicht mehr mein Leben bestreiten kann, da die Ausübung meiner Profession untersagt ist. Alle Konzerte, Veranstaltungen und Feiern sind abgesagt. In den ersten Wochen des Lockdowns, im Frühjahr dieses Jahres, verfiel ich deshalb auch in eine Art Schockstarre und war fassungslos über das Ausmaß der Pandemie und der daraus resultierenden Maßnahmen. Ich zog mich in mein Studio zurück, um einfach nur für mich zu singen und all das, was mich bewegt in Texten und Liedern nieder zu schreiben. Mir wurde wieder intensiv bewusst, wie sehr mir das Singen und Musizieren ein inneres Bedürfnis ist; wie gut es mir tut und wie spürbar es mir hilft, eine gesunde und positive Haltung zu bewahren. 

Glücklicherweise ließ sich der Frühling  von der Pandemie nicht aufhalten und zeigte sich von seiner schönsten Seite. Die warmen Temperaturen lockten nach draußen und die vielen Spaziergänge, Wanderungen oder Radtouren in unserer wunderbaren Umgebung haben mich aus meinem Kokon geholt und mein Berufsverbot erträglicher gemacht. Ich habe mich regelrecht in die Natur gestürzt und bin Mitglied im „Schondorfer Gemüsegarten“ geworden.  

Mit viel Wonne, Schweiß und Schwielen an den Händen habe ich auf meinem Ackerstreifen gegraben, gepflanzt und geerntet. Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen. Als Gärtnerstochter doch noch in seine Fußstapfen zu treten, das hätte ihn glücklich gemacht!

Der Zufall wollte es auch, dass mir eine Nebentätigkeit im Einzelhandel einen Monat vor Beginn der Corona Pandemie angetragen wurde.

Meinen Gagen-Ausfall kann ich so abmildern und zumindest für ein „Grundrauschen“ sorgen. Auch die Tatsache, den Alltag gemeinsam mit meinem Lebensgefährten bestreiten zu können, der in einer nicht vom Lockdown gebeutelten Branche arbeitet, bewahrt mich vor einer existentiellen Notlage.

…zirpende Grillen haben keine große Relevanz!

Allerdings hätte ich nie damit gerechnet, dass es unserer Branche bis heute nicht möglich ist, abgesehen von einer  kurzzeitigen Ausnahme im Sommer, unsere Tätigkeit wieder aufzunehmen. Als im Sommer die Lockdown – Lockerungen langsam wieder das soziale Leben beflügelten, konnten Veranstaltungen und Konzerte ja meist im Freien mit strengen Hygienemaßnahmen und Auflagen stattfinden. Jedoch war das nur ein kurzes Aufflackern. Im Herbst stiegen die Inzidenzwerte wieder an und so traten die Beschränkungen wieder in Kraft.

Auch das mit viel Herzblut geplante Musikfestival „Ammersee Unplugged“, das ich seit 3 Jahren gemeinsam mit dem Rotary Club Römerstraße Ammersee organisiere, konnte im November nicht mehr durchgeführt werden. Der bis jetzt andauernde Lockdown „light“ beinhaltet die Untersagung von Veranstaltungen und Schließung aller Musikstätten. Ein Ende dieser Situation ist erstmal nicht abzusehen.

Es fällt schwer, diese Ungewissheit auszuhalten und gleichzeitig bereit zu sein, sich zu arrangieren und eventuell neu auszurichten. Denn niemand weiß, wie lange die Maßnahmen und Beschränkungen noch andauern werden. Die Anpassung an neue Lebensumstände ist letztlich aber essentiell für unser Überleben. Natürlich werde ich an der Musik und dem Singen festhalten. Ist es doch der Teil von mir, der mich eigentlich ausmacht und zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Aber Musik und Gesang wird in der Corona Pandemie als nicht system-relevant eingestuft. Gerhard Polt hat es für die gesamte Kulturbranche sehr bildhaft ausgedrückt: „Die Ameise schafft den ganzen Sommer, die Grille zirpt immer nur. Und zirpende Grillen haben natürlich keine große Relevanz.“ 

…die Augen offen halten! 

Ich zirpe also weiter, wenn’s sein muss auch nur bei mir im Studio im Keller oder in einem Wohnzimmer! Als pragmatischer Mensch versuche ich allerdings, den Realitäten ins Auge zu sehen und entsprechend zu handeln. Dabei denke ich immer wieder an einen Satz, angelehnt an Werner von Siemens: „Es ist schlauer, mit den Augen die Tür zu suchen, anstatt mit dem Kopf durch die Wand zu rennen“. So werde ich durch diesen Lockdown wieder herausgefordert, inne und die Augen offen zu halten und mich nicht verrückt machen zu lassen. Vielleicht findet sich ja eine neue Tür, falls die jetzige nicht mehr aufgeht. Aber egal was kommt oder was sich findet: „you can’t keep a good girl down!“

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